Mit dem UX-500P Erweiterungsgehäuse bietet QNAP eine einfache Möglichkeit den Speicherplatz seines Network Attached Storgae (NAS) zu erweitern. Das QNAP UX-500P * bietet dabei Platz für fünf weitere Festplatten und wird über USB 3.0 an das eigentliche NAS angeschlossen. Mit dem UX-800P * bietet QNAP auch noch einen großen Bruder des UX-500P an, der bis zu acht Festplatten aufnehmen kann. Die Erweiterungsgehäuse werden jedoch nicht von allen NAS unterstützt. Ob euer QNAP NAS mit dem UX500-P kompatibel ist, könnt ihr auf der QNAP Webseite vor dem Kauf prüfen.
Aber warum braucht man eigentlich ein Erweiterungsgehäuse für sein NAS: Immerhin können die meisten NAS ja auch mit einfachen, externen USB Festplatten umgehen. Damit kann man den zur Verfügung stehenden Speicher ja auch erweitern, wenn man zwingend mehr Festplatten braucht.
Leider unterstützt zumindest QNAPs Betriebssystem QTS bei externen Festplatten zahlreiche Features nicht oder nur sehr eingeschränkt. Durch Zufall habe ich die Möglichkeit der Erweiterungsgehäuse für mein QNAP TS-563 * gefunden und entschlossen diese auszuprobieren statt ein neues, größeres NAS zu kaufen. Immerhin ist man bei mehr als fünf Festplattenschächten bei einem NAS schnell im vierstelligen Bereich. Mit den Erweiterungsgehäusen könnte ich mit dem NAS und zwei maximal unterstützten Erweiterungsgehäusen theoretisch bis zu 21 Festplattenschächte verwenden.
Da ich zu den QNAP Erweiterungsgehäusen bisher kaum praktische Erfahrungsberichte im Internet finden konnte, möchte ich im Folgenden meine Erfahrungen teilen und hoffe dem ein oder anderem Leser so bei der Entscheidung eventuell helfen zu können.
Unboxing
Der Inhalt des Kartons fällt relativ schmal, aber ausreichend aus. Neben dem UX-500P selbst sind ein Satz Zubehör, ein Netz- sowie ein USB 3.0 Kabel enthalten. Der Zubehörsatz bestehend aus den notwendigen Befestigungsschrauben für die Festplatten, zwei Schlüsseln für die Festplattenschächte und zwei speziellen Kabelbindern zum mechanischen sichern der USB 2.0 Verbindung. Eine kurze Installations-Anleitung liegt auch noch bei.
Das UX-500P ist mit Abmessungen von ca. 21,0 x 18,5 x 24 cm (BHT) in etwa genau so groß wie ein „echtes“ NAS mit fünf Festplattenschächten. Die Stromversorgung erfolgt über ein internes Netzteil. Beim Aufstellen sollten wegen der Abluft nach hinten und dem Kaltgeätstecker ein paar Zentimeter mehr eingeplant werden.
Optisch passt das UX-500P mit seinem LCD-Display über den Festplattenschächte zu den für kleine und mittelständische Unternehmen konzipierten TVS-*71 * oder TS-*53A * NAS. Aber auch neben meinem TS-563 macht es optisch eine gute Figur.
SNAP UX-500P Spezifikation
Die folgenden Spezifikationen finden sich auf der QNAP Webseite:
Hard Disk Drive | 5 x 3.5” or 2.5” SATA 6Gb/s, SATA 3Gb/s hard drive |
Hard Disk Tray | 5 x Hot-swappable tray with key lock |
RAID Management | Yes, (via QNAP QTS Storage Manager) |
USB | 1 x USB 3.0 port (rear) |
LED Indicator | Power, Link, Status |
LCD Panel | Monochrome-LCD display with backlight |
Secure Design | Kensington security slot for theft prevention |
Fan | Quiet cooling fan (12 cm, 12V DC) x 1 |
Power Supply Unit | Input: 100-240V AC, 50/60Hz Output: 250W |
Dimension | 185.2 (H) x 210.6 (W) x 235.4 (D) mm |
Weight | Net weight: 5.1 kg (11.24 lbs) Gross weight: 6.5 kg (14.33 lbs) |
Form Factor | Tower |
Sound Level | Sound pressure (LpAm): 25 dB(A) |
Power Consumption | HDD Standby: 18.90W In Operation: 37.78W (typical) |
Temperature | 5°C ~ 35°C (40°F ~ 95°F) |
Humidity | 5~95% RH non-condensing, wet bulb: 27˚C. |
Package Contents | UX-500P x 1 Quick installation guide x 1 Accessory pack x 1 AC power cord x 1 USB 3.0 cable x 1 |
Teardown
Im Rahmen eines Lüftertausch habe ich das UX-500P aufgeschraubt und einen Blick auf das Innenleben geworfen. Die Hauptplatine ist sehr übersichtlich, um nicht zu sagen: leer. Einen eigenen, echten Prozessor konnte ich darauf nicht finden, die Hauptarbeit scheint ein Asmedia ASM1074 USB 3.0 HUB Controller zu verrichten. Als Netzteil kommt, wie auch in anderen QNAP Geräten, ein Delta Electronics DPS-250AB-44D zum Einsatz. Dieses liefert mit bis zu 250W auch mehr als ausreichend Power.
Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme des UX500-P Erweiterungsgehäuse ist denkbar einfach. Das UX-500P per USB 3.0 Kabel an das QNAP Host NAS anschließen, Netzstecker einstecken. Die Festplatten können dank Hot-Swappable Festplattenschächte entweder danach oder natürlich auch schon vorher eingesetzt werden.
Nach kurzer Zeit steht das UX500-P im QTS Storage & Snapshots Manager zur Verfügung und die eingesetzten Festplatten können genau so wie die im Host NAS verwaltet und initialisiert werden.
Praxistest
Wie in meinem QNAP TS-563 NAS mit dem ich diesen Praxistest auch durchgeführt habe, lassen sich in den Festplattenschächten entweder 3,5″ oder 2,5″ Laufwerke montieren.
Einmal angeschlossen integriert sich das UX500-P nahtlos in das vorhandene QNAP NAS. Am Erweiterungsgehäuse selbst zeigen LEDs den aktuellen Status des Gerät und den jedes Festplattenschachtes an. So hat man immer direkt einen ersten Gesamtstatus im Blick.
Im Gegensatz zu einer einfachen, externen USB Festplatte stehen bei den Festplatten im UX-500P alle Möglichkeiten im QTS Storage & Snapshots Manager zur Verfügung. So kann ich RAID-Level konfigurieren, Storage-Pools erstellen und die erweiterten Features wie Snapshots für Backups nutzen. Die Festplatten im UX500-P sich auch in den SDD Cache des Host einbinden um die Zugriffsgeschwindigkeit auf häufig genutzte Dateien zu erhöhen. Einige Dinge wie zum Beispiel NAS und Erweiterungsgehäuse überspannende Volumen habe ich allerdings auch noch nicht ausprobiert.
Die eingerichteten Volumen werden ohne Probleme in weiteren Anwendungen wie der Virtualization Station oder Container Station erkannt. Hier hatte ich beim externen USB Festplatten doch deutlich mit zu kämpfen, bzw. habe es mit Bordmitteln und ohne Eingriffe in das Basis-Linux nicht hinbekommen.
Aktuell habe ich eine 4TB Segate IronWolf NAS Festplatte * und eine 500GB Samsung SSD * in dem UX500-P. Die Festplatte dient als Single-Volume Backup Laufwerk und auf der SSD liegen virtuelle Maschinen, die ich auf der QNAP laufen habe. Mittelfristig soll das Backup-Volumen noch durch ein RAID-1 gesichert werden und dann bleiben noch zwei Schächte für eine kommende Aufrüstung im RAID-1.
Sobald das UX500-P mit den NAS verbunden ist schaltet sich das Erweiterungsgehäuse zudem mit dem Host Nas ein- und auch wieder aus. Das funktionierte bei den drei oder vier Mal, die ich das bisher ausprobiert habe auch problemlos.
Kritikpunkte
Aber es gibt auch Dinge, die mir nicht so gefallen. So hätte QNAP sich das LCD-Display an dem UX500-P problemlos sparen können. Es gibt keine Einstellmöglichkeiten und man kann nur sehr wenige Informationen abrufen. Das sind die Drehzahl des Systemlüfters sowie die aktuelle Systemtemperatur. Für jeden Laufwerksschacht können außerdem Größe und Temperatur des installierten Datenträgers abgefragt werden. Zu dem verbauten Lüfter komme ich gleich noch, angekündigt das ich diesen getauscht habe hatte ich ja schon. Der ursprünglich verbaute war für mich von den Geräuschen leider gar nicht zu ertragen. Hierbei möchte ich aber nicht ausschließen, dass ich einfach ein Montagsgerät erwischt haben und sich die Lautstärke normalerweise in Grenzen hält.
Performance
Eine in den wenigen Berichten, die ich gefunden habe häufig diskutierte Tatsache, ist die Verbindung über USB 3.0 und die damit verbundene Performance. Ich kann dazu sagen, dass diese für mich auch auf dem Erweiterungsgehäuse absolut ausreichend ist. Über Gigabit-Netzwerkanbindung kopiere ich mit stabile ~112 MB/Sek. Der gleiche Kopiervorgang im QTS File Manager von UX500-P zurück auf den NAS Host scheint minimal langsamer zu sein.
Da USB 3.0 (theoretisch) sogar bis zu 625 MB/Sek. schafft sollte in den meisten Fällen die Netzwerkanbindung bzw. die Festplatte der entscheidendere Flaschenhals sein. Wer allerdings sehr viele Operationen zwischen Host NAS und Erweiterungsgehäuse hat, etwa durch viele Virtuelle Maschinen kann hier mitunter doch Probleme bekommen. Auch kann ich leider nicht wirklich abschätzen wie sie die Performance bei mehreren, parallelen Nutzern verhält.
Austausch des Lüfter
Das ein NAS, insbesondere mit mehr als zwei Festplattenschächten und wohl schon gar kein Erweiterungsgehäuse, nicht unbedingt für den flüsterleisen Betrieb im Schlafzimmer gebaut sind dürfte sich von selbst erklären. Mein UX500-P zeigte allerdings Neigungen zu einem extrem nervigen, nicht näher definierbaren fiependen Geräusch. Als Ursache dafür konnte ich relativ schnell den verbauten 120mm Lüfter bei bestimmten Drehzahlen ausmachen. Also habe ich das UX500-P Gehäuse kurzerhand aufgeschraubt um mir das mal im Detail anzusehen.
Warnung vor GarantieverlustMein UX500-P hatte am Gehäuse auf der Rückseite ein Garantiesiegel und die Schrauben sind im Gehäuse auf Position markiert. Das Aufschrauben wird im Garantiefall also sehr wahrscheinlich mindestens zu Diskussionen mit dem Händler oder QNAP führen. ! |
Bei dem verbauten Lüfter handelt es sich um einen 120mm Gehäuselüfter mit einfacher PWM Drehzahlsteuerung. Der Lüfter ist einfach mit einem 4-poligem Stecker am Mainboard angesteckt. Spätestens nach dieser Feststellung war klar: Der wird gegen ein leises Modell ausgetauscht. Als Preis-/Leistungstipp bietet sich hier der Artic F12 PWM * für wenige Euro an. Es gibt sicher noch leisere Modelle aber immerhin erzeugen die Festplatten auch schon einiges an Geräuschen, so dass das Endergebnis wir schon erwähnt auch nicht flüsterleise sein muss.
Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht: Der Lüfter lässt sich wegen diverser Kantungen im Blech nicht ohne weiteres tauschen. Zum Tausch muss neben dem Netzteil die gesamte Rückseite demontiert werden. Anders möchte der Lüfter nicht aus dem Blechkäfig und ein neuer auch nicht dort rein. Echte Wartungsfreundlichkeit sieht in meinen Augen anders aus. Immerhin muss man nicht den Lötkolben rausholen oder irgendwelche Verklebungen lösen. Wer seinen Lüfter ebenfalls tauschen möchte findet eine etwas längere Anleitung von mir bei IFIXIT.
Schlafzimmertauglich ist die Kombination aus QNAP TS-563 NAS (nicht modifiziert) und dem UX-500P mit getauschtem Lüfter nicht. Das ist bei einem Aufbau in dem sechs Festplatten und zwei SSDs arbeiten aber auch nicht das Ziel.
Im Heimbüro ist die Kombination jetzt bei ungefähr drei Meter Entfernung zum Schreibtisch kaum noch zu hören und verschwindet bei etwas Hintergrund-Musik vollkommen. Deutlich angenehmer als vorher und das Ziel damit erreicht.
Energieverbrauch
Um den Energieverbrauch zu messen habe ich das UX500-P an ein Haushalts-Energiemessgerät angeschlossen und den Verbrauch mit zwei Konfigurationen in verschiedenen Nutzungsszenarien gemessen. Da ich auf meinem NAS nachts diverse Backups laufen lasse und die SSD als Speicher für virtuelle Maschinen dient nutze ich aktuell keinen Standby-Betrieb und habe diesen nicht gemessen.
Konfiguration: Eine Festplatte, eine SSD
Idle | 13,5 Watt |
Betrieb (Zugriff auf Festplatten) | 20 Watt |
Je nach aktiver Betriebsdauer pro Tag sollte man hier mit Stromkosten von ungefähr 25 bis 30 Euro rechnen.
Konfiguration: Vier Festplatten, eine SSD
Idle | 20 Watt |
Betrieb (Zugriff auf Festplatten) | 35 Watt |
In der Spitze hatte ich in dieser Konfiguration auch kurzfristig einen Verbrauch von 60 Watt gemessen. Der jährliche Stromverbrauch bei volle Bestückung liegt Erwartungskonform noch mal um ein paar Euro höher. Man sollte hier mit 40 bis 50 Euro kalkulieren.
Im Vergleich mit einem vollwertigem NAS kann das UX-500P durchaus mit geringen Betriebskosten glänzen. Mein TS-563 zeigt einen Verbrauch zwischen 40 und 50 Watt und liegt damit irgendwo zwischen 84 und 105 Euro pro Jahr. Als Strompreis habe ich in allen Rechnungen einen Tarif von 24 Cent / kWh angenommen. Die gemessenen Verbrauchswerte und -Kosten lassen sich, abhängig vom Nutzungs-Szenario, durch den oben genannten Standby-Betrieb ziemlich sicher auch noch reduzieren.
Fazit
Das UX500-P ist meiner Meinung nach spannendes Gerät, das allerdings nicht für jeden sinnvoll ist. Vielmehr muss man im Einzelfall sehr genau überlegen ob sich die mit rund 500 Euro doch nicht ganz günstige Anschaffung lohnt. In meinem Fall hat sich die Anschaffung trotz des relativ hohen Preises gelohnt, weil ich alle Funktionen des QTS System auf den Festplattenschächten im UX500-P voll ausnutzen kann und muss. Das war mit externen Festplatten vorher nicht möglich. Diese eignen sich am QNAP leider nur als günstiger Netzwerkspeicher.
Die Anschaffung lohnt sich allerdings wahrscheinlich nur wenn man schon ein NAS besitzt. Wer bisher gar kein QNAP NAS besitzt und viele Festplatten unterbringen möchte sollte ggf. erst mal einen Blick auf die größeren Modelle wie das TS-873 * oder TS-853A * werfen. Das UX500-P eignet sich eher zur Erweiterung eines schon vorhandenen, mittelgroßem NAS oder wenn wirklich sehr viel Speicher benötigt wird.
PROS
– Platten werden von QTS mit allen Features unterstützt
– Einfache Inbetriebnahme
– Betriebskosten
CONS
– Preis
– Lautstärke (bei meinem Gerät)
BOTTOM LINE
Wer mehr Festplatten mit dem vollen Funktionsumfang des QNAP QTS System nutzen möchte, für den kann das UX500-P eine spannende Alternative zu einem neuen NAS sein. Wer „nur“ mehr Netzwerkspeicher benötigt, fährt wahrscheinlich externen USB Festplatten deutlich besser.
Disclosure: Ich habe in diesem Artikel sogenannte Affiliate-Links verwendet und sie mit einem „*“ gekennzeichnet. Erfolgt über diese Links eine Bestellung, erhalte ich eine Provision vom Verkäufer, für den Besteller entstehen dabei keine Mehrkosten.
4 Kommentare
TrackQ · 2. April 2019 um 23:06
Danke für den interessanten Bericht. Habe das Geröt auch seit ca. 2 Jahren im Einsatz. Mich hat die Möglichkeit ein Festplatten-RAID5 an meine TBS-453A anzuhängen zum Kauf erwogen. Mir war leider nicht klar, dass ich das Gerät nicht einfach bei Bedarf ein- und aushängen kann. Darum, und auch wegen der Möglichkeit der Replikation würde ich mir heute eher ein 4-Schacht-NAS holen.
Martin Ausserhofer · 9. April 2020 um 21:34
Hallo Chris,
Kompliment an das sehr interessante und ausführliche Review! Das bislang Erste aus dem ich verstanden habe, dass der SSD Cache auch für das Erweiterungsgehäuse angewandt werden kann. Was mich noch brennend interessieren würde ist ob man auch die SSD im Erweiterungsgehäuse als Cache konfigurieren kann, also dass sie nicht im Haupt-NAS sondern direkt in der Erweiterung untergebracht ist. Sofern du die Möglichkeit oder das Interesse hast dies zu testen würde ich mich sehr freuen über ein kurzes Feedback.
Grüße
Martin
Hubert Reiter · 16. Juli 2020 um 20:37
„Einige Dinge wie zum Beispiel NAS und Erweiterungsgehäuse überspannende Volumen habe ich allerdings auch noch nicht ausprobiert.“
Ich habe hatte es!
Hat wunderbar funktioniert – ohne Probleme!
Hubert Reiter · 6. März 2022 um 22:24
Erweiterungsgehäuse und überspannende Volumen habe ich hinter mir und hat auch funktioniert.
Allerdings hat mein 1. Haupt-NAS einen Treffer auf der Hauptplatine, lässt sich durch erhöhte Lüftergeschwindigkeit zwar beheben, aber wenn Fehler, dann trifft es alle Platten und Daten – eben die gesamte Raid-Formation.
Ansonsten ist das Erweiterungs-NAS OK.